Rangnick, der Überzeuger

Als vor einigen Wochen Ralf Rangnick sich selbst als neuen Trainer präsentierte, hörte man von vielen Seiten, dass diese Positionsbesetzung mehr als zweifelhaft ist, aber inzwischen leitete der neue Trainer der roten Bullen die ersten Trainingseinheiten und konnte schon einige Neuverpflichtungen beziehungsweise „Rückholaktionen“ verzeichnen. Nicht zuletzt die endende Leihe von Sabitzer stand lange auf der Kippe, aber Sabitzer selbst sagt, dass Rangnick für ihn den Ausschlag gab.

Beim letzten Neuzugang, Innenverteidiger Atinc Nukan, hat darüber hinaus auch Ralf Rangnick massiven Anteil an der Vertragsunterschrift (Link zum Interview auf bild.de) und allein diese beiden Beispiele zeigen, dass Ralf Rangnick eben nicht eine bloße „Notlösung“ darstellt, weil andere namhafte Trainer absagten, sondern eine Bereicherung und Erleichterung im täglichen Fußballgeschäft von RB Leipzig ist. Der gebürtige Schwabe ist seit 2012 als Sportdirektor bei RasenBallsport Leipzig angestellt und wurde vor einigen Wochen als neuer Trainer der ersten Mannschaft präsentiert. Die (offiziell) auf ein Jahr beschränkte Aufgabe könnte einfacher sein: Nach Platz 5 in der letzten Saison muss in der Spielzeit 2015/2016 der Aufstieg ins deutsche Oberhaus geschafft werden und dafür wird kräftig das Bankkonto geleert. Für über 15 Millionen Euro wurden neue Spieler nach Leipzig geholt und einige teure und vielversprechende Leihspieler kehren zudem zurück. Einer von ihnen ist Marcel Sabitzer. Der 21Jährige Mittelstürmer wurde zur Saison 2014/2015 von Rapid Wien für 2 Millionen Euro verpflichtet, aber direkt an Red Bull Salzburg verliehen. Bei den Salzburgern avancierte er durch hervorragende Leistungen schnell zum Publikumsliebling und sein Abgang stimmte viele Red Bull Anhänger mürrisch. Dass er nach dem Ende der Leihe in die zweite Bundesliga zu RB Leipzig geht und dort seinen Vertrag erfüllt, stand lange Zeit nicht fest. Sabitzer ist in der österreichischen Nationalmannschaft Stammkraft und sieht sich auch sonst als Leistungsträger und Topstürmer. In vielen Medien wurde berichtet, dass Sabitzer überhaupt nicht zu RasenBallsport Leipzig wechseln will, auch, weil der anvisierte Aufstieg verpasst wurde. Diese Berichte sind inzwischen relativiert und seiner Aussage „Ich will mich weiterentwickeln. Und da ist Leipzig in meinem Kopf nicht wirklich drin.“ wurde hinzugefügt, dass die Unklarheit über den neuen Trainer schuld an der wackelnden Rückkehr von Sabitzer war. (Link zum Interview mit Sabitzer auf bild.de)

Ralf Rangnick hat schon vor seiner neuen Aufgabe als Coach von RB Leipzig großen Einfluss auf die Kadergestaltung gehabt und war sicherlich auch für andere Spieler das Zünglein an der Waage. Willi Orban, der aufgrund seiner Leistungen nicht umsonst auch die Aufmerksamkeit von Erstligisten auf sich zog, bleibt freiwillig zunächst in der zweiten Liga und dürfte auch wissen, dass Rangnick mit seiner Erfahrung und seinem Können, die letzten entscheidenden Promille aus jedem Spieler herauszuholen kann. Es wirkt wohl wesentlich erstrebenswerter unter Rangnick zu trainieren, als zum Beispiel unter Beierlorzer. Das soll aber keineswegs als Kritik an Beierlorzer verstanden werden, sondern vielmehr ist diese Einschätzung früheren Leistungen und Erfolgen von Ralf Rangnick geschuldet. Beierlorzer hatte es sicherlich schwer als Interimstrainer und es ist gut, dass er der Mannschaft als Co-Trainer erhalten bleibt. Mit seiner freundlichen und offenen Art und Rangnicks Fußballsachverstand könnte RasenBallsport Leipzig ein Traumduo auf der Trainerbank haben. Selbstverständlich sollte man aber auch nicht außer Acht lassen, dass Rangnick jahrelang nicht auf dem Trainingsplatz stand und das Fußballspiel aus einer anderen Position beobachtet und geleitet hat. Seit September 2011 ist Rangnick nicht mehr als Trainer beschäftigt gewesen und es gibt auch unter den Fans von RB Leipzig einige, die das als Nachteil auslegen. Wer aber schon die Möglichkeit hatte, bei einer von Rangnick geleiteten Trainingseinheit von RB Leipzig beizuwohnen, wird bestätigen können, dass er keinesfalls etwas verlernt hat. Der ehemalige „Professor“ hat sogar einiges dazugelernt: Seine Trainingsgestaltung ist abwechslungsreich und er tritt mit einer Mischung aus Freundlichkeit, aber auch strenger Bestimmtheit auf und ist zudem sehr fannah. Dem früheren Anzugträger steht die Jogginghose und man merkt den Spielern an, dass sie wissen, dass sie sich unter Rangnick verbessern können und er einer der großen der Zunft ist.

Inwieweit ein Sabitzer, ein Nukan oder auch ein Orban bei RB Leipzig unterschrieben hätten, wenn Ralf Rangnick nicht im Verein tätig wäre, lässt sich schwer abschätzen, aber der große Anteil an der Verpflichtung dürfte unbestreitbar sein.

Ein Kommentar zu “Rangnick, der Überzeuger

  1. Rangnick könnte man, wenn man wöllte, mit Guardiola vergleichen. Götze wollte unbedingt von Pep trainiert werden und wechselte deswegen (ok auch wegen Geld ach nein Perspektive) zu Bayern München. Wenn Rangnick in Zukunft auch so eine Wirkung haben sollte, sollte er vielleicht auch nach der Saison 2015/2016 Trainer von RBL bleiben. Allein Orbans Wechsel ist ein Fingerzeig an die Konkurrenz und es geht sicherlich nicht nur ums Geld und die Perspektive. Auch Kaiserslautern ist Aufstiegsfavorit und bezahlt gute Gehälter.

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