Passend zum sonntäglichen Motto „Leipzig singt“, ruft RasenBallsport Leipzig seine Fans zur aktiven Mitgestaltung einer Vereinshymne auf. In den sozialen Netzwerken stößt dieser Plan aber nicht nur auf Gegenliebe, sondern viele sind davon überzeugt, dass unter den Fans keine talentierten Musikanten sind. Der avancierte Interpret der Hymne, Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel, ist zudem für viele keine Ideallösung, aber damit hat man bei RB Leipzig bisher ja auch noch keine Probleme gehabt.
Im Gastspiel am Millerntor nahm es der Stadionsprecher mit Humor, aber spätestens, wenn RB Leipzig einmal in der Champignons League spielen sollte, muss eine Vereinshymne her. Das eine Profimannschaft keine Hymne besitzt, macht RB derzeit noch zu einem Sonderfall, aber wäre es nicht wesentlich schöner, wenn die Fans auf den Rängen gemeinsam ein Lied singen würden? Ein Lied, was sowohl den Verein, als auch seine Geschichte und Zukunft umfasst? Vielleicht sogar auf ironische Art und Weise die Besonderheiten benennt? Natürlich kann ein Musiker, der mit dem Schreiben und Komponieren von Musik sein Geld verdient, ein höherwertiges Produkt abliefern, aber wäre das dann auch authentisch? Wie authentisch sind Vereinshymnen überhaupt? Singt jeder rot-weiße Münchner mit vollster Überzeugung „Welche Münchner Fußballmannschaft kennt man auf der ganzen Welt? Wie heißt dieser Klub, der hierzulande die Rekorde hält?“?
Zum Selbstverständnis der Bayern aus München scheint diese Art der demonstrierten Überlegenheit selbstverständlich zu sein, aber sieht das auch jeder Fan in gleicher Weise?
Das Vereinslied von RasenBallsport Leipzig sollte kein Abklatsch von altbekannten Hymnen sein. Als Anhänger von RBL weiß man, dass man eben nicht schon seit Jahrzehnten hinter dem Verein steht und auch das Abstiegsgespenst muss nicht musikalisch bedacht werden. Die Identität, wie auch immer jeder Fan sie für sich selbst und den Verein interpretiert, muss erfasst und transportiert werden und dann soll es natürlich auch noch eine dichterische Glanzleistung sein, oder?
„Manchmal frag ich mich, wie das Leben denn so wär‘
Wenn es Dich nicht gäbe, nein das wär‘ kein Leben mehr
Wenn alle Stricke reißen, Du bist immer für uns da
Auf Dich kann man sich verlassen seit über 100 Jahren“
(Vereinshymne vom VfL Bochum)
Man sollte vielleicht nicht von Vornherein alles verteufeln. Wenn das Vereinslied, was am Ende des Prozesses den Fans präsentiert wird, nicht ankommt und mit Pfiffen bedacht wird, ist es eben so und der Verein wird reagieren müssen. Dass es „endlich“ (Man bedenke, dass es RBL erst seit 6 Jahren gibt) eine Vereinshymne geben muss, ist aber kaum zu bestreiten. Unter den Fans, neben denen man aller zwei Wochen in der Red Bull Arena steht, könnte jeder ein musikalisches oder zumindest dichterisches Talent haben und wieso sollte man dieses nicht in der Erstellung eines Liedes für den präferierten Vereins ausleben?
Bis auf einige Ausreißer sind ohnehin die meisten Vereinshymnen eher zum Fremdschämen und werden trotzdem von den Fans euphorisch mitgesungen. Wieso? Weil es die eigene Hymne ist und diese ist einen heilig und dann ist es auch egal, dass der Text nur aus Kreuzreimen besteht und die Melodie an ein Volksfest erinnert.
Alle ran ans Werk und fleißig musizieren.
Für Leipzig. Für RB. Für rot-weiße Fankultur.
Ein Kommentar zu “So lasset uns singen”