Die Krake im Wildparkstadion

Das fünfte Montagsspiel der noch kurzen Vereinsgeschichte stand unter dem Vorzeichen: Platz 5 in naher Ferne und merkwürdige Gastfreundlichkeit vor der Brust. Vor dem Spiel erhielten einige Fans von RB Leipzig „Hinweisschreiben“, dass sie nicht nach Karlsruhe reisen sollten, da einige Aktionen geplant sind. Außerdem wurde das Teamhotel von RB von maskierten Karlsruher „Fans“ gestürmt, aber das nur am Rande. Was zählt, ist auf dem Platz und da gab es ein spannendes Unentschieden. Unentschieden und spannend beißt sich?

Es kommt nur darauf an, welche Teams unentschieden spielen. Vor dem Aufeinandertreffen hatten beide Mannschaften bereits neunmal unentschieden in dieser Saison gespielt und sicherlich schon einige Erfahrung im Neutralisieren der gegnerischen Mannschaft.

Die 150 mitgereiste Fans, die zum Montag die über 500km nach Karlsruhe auf sich nahmen, sahen ein turbulentes und rassiges Spiel.

RB Leipzig kam besser ins Spiel und Damari hatte in der dritten Minute die erste richtige Chance. Nachdem er den Ball nicht abgab und im Zweikampf kurz vor dem 16er verlor, holte er sich den zweiten Ball und schloss technisch gut, aber am Ende ungefährlich, ab. Die nächste nennenswerte Gelegenheit hatten auch die Gäste aus Leipzig. In der sechsten Minute startete Kaiser einen Konter, aber nachdem sein Pass auf Forsberg noch gut kam, brachte dieser den Ball zu spitz auf Damari. Nachdem sich die Karlsruher zunächst das Spiel der Leipziger anschauten und durch die Abschlussschwäche auch nicht wirklich in Bedrängnis kamen, zogen sie das Tempo an. Die Partie wurde ruppiger und die erste Gelbe Karte des Spiels sah Ante Rebic in der zehnten Minute. Der Kroate, der die letzten Spiele gut drauf war, konnte sich gegen die KSC Spieler oft nicht durchsetzen. Die erste gefährliche Szene vor Coltortis Tor fand in der 18. Minute statt und Compper musste in höchster Not mit einer riskanten Grätsche den Ball als letzter Mann abgrätschen. Die Intensität erhöhte sich und viele Bälle verloren sich im Mittelfeld. Das Schiedsrichtergespann hatte seine liebe Not und es war keine klare Linie zu erkennen. Eine klare Linie vermisst man derzeit aber auch bei den Standartsituationen der Rasenballer. In der 24. Minute spielte beispielsweise Kaiser einen Freistoß aus der zweiten Reihe viel zu lang. Der Torhüter der Badener konnte die Pille gefahrlos aus der Luft pflügen.
Die erste Gelbe Karte für den KSC gab es in der 26. Minute, als Kimmich regelwidrig von Max gestoppt wurde. Zu diesen Zeitpunkt war das Spiel geprägt von Zweikämpfen und auf beiden Seiten hätte es wesentlich mehr Karten geben können. Eine Karte hätte man aber auch einigen Karlsruher Fans zeigen müssen, die immer häufiger versuchten Leipziger Spieler mit Bechern zu treffen. Leider kennen die Fans vom KSC wohl ihr eigenes Stadion zu schlecht und vergaßen die Laufbahn und im Weitwurf waren scheinbar alle nicht gut. Glück für die RBL Spieler und für den KSC, der bei Bechertreffern sicherlich eine Strafe auferlegt bekommen hätte. Die nächste Karte gab es in der 36. Minute gegen Jung (gelb) und nur eine Minute später musste Compper wegen einer Notbremse mit Rot vom Platz. Zudem sah Kaiser in Minute 43 auch gelb. Es war kein überhartes Spiel, aber geprägt von vielen kleinen Fouls und unfairen Aktionen. Für Rebic, der schon seit der Anfangsphase mit Gelb vorbelastet war, kam noch vor der Pause Poulsen rein. In der Halbzeitpause tauschte Beierlorzer zudem Damari gegen Hierländer aus und nominell war damit Poulsen auf Seiten der Leipziger einziger Stürmer.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste endete: Bereits in Minute 46 bekam der Karlsruher Krebs gelb und Rodnei holte sich seine gelbe Karte in der 52. Minute ab. Die Abwehr von RasenBallsport Leipzig stand nach dem Seitenwechsel wesentlich besser und die Karlsruher kamen nicht mehr zu der Anzahl von Chancen, wie sie es noch in der ersten Halbzeit taten. Die Mannschaft von Trainer Kauczinski benötigte neuen Schwung und so brachte er für den Mittelfeldakteur Barry den Stürmer Micanski. Am prinzipiellen Spielverlauf änderte sich aber nicht viel. Die Karlsruher stürmten gegen die gut sortierte Leipziger Hintermannschaft an, kamen aber nur selten bis Coltorti durch. Coltorti, der in der ersten Halbzeit sich einen kleinen Patzer erlaubte, zeigte inzwischen aber eine hervorragende Leistung und rettete mit mehreren Glanzparaden das Unentschieden. Auf der Gegenseite nutze Leipzig die Räume für Konter, die sie aber nicht konsequent zu ende spielten. In Minute 65 passte zum Beispiel Hierländer auf Poulsen, dieser war aber schlicht zu schnell für den Ball. Die Einwechslung von Poulsen machte sich aber für Beierlorzer trotzdem bezahlt und der junge Däne wirkte wesentlich ruhiger und gelassener, als in den letzten Partien. Forsberg, der zwischenzeitlich untergetaucht war, versuchte in der 70. Minute an einem Torschuss, der aber zu ungefährlich für den Karlsruher Torhüter Orlishausen war. In der Defensive stand RB Leipzig zwar wesentlich stabiler, aber vor allen über Jungs Seite kamen die Karlsruher zu Chancen. In Minute 74 klärte er ungeschickt und gefährlich einen eigentlich harmlosen Ball der Karlsruher. Klostermann, der wieder einmal eine hervorragende Partie ablieferte, klärte in der 84. Minute einen guten Vorstoß der Gastgeber zu Ecke und insgesamt dürfte der Ex-Bochumer in der Abwehr inzwischen gesetzt sein. In der 85. soll Poulsen, nachdem ein Torschuss von Forsberg zu unplatziert war, ein Stürmerfoul begannen haben. Über diese Szene kann man sich streiten und sie zeigt auf, dass Schiedsrichter Brand zwar keine eindeutigen Fehlentscheidungen traf, aber durchaus die sichere Linie fehlte. Die Spieler konnten nie wissen, wie welche Aktion geahndet wird. Trotz der Unterzahl, versuchte RB Leipzig trotzdem vielleicht doch mit drei statt einem Punkt die Heimreise anzutreten und so stürmte auch mal Verteidiger Rodnei mit nach vorne. Die Schlussminuten gehörten aber den Karlsruhern, die aber wiederholt an Coltorti scheiterten. In der 88. Minute rettete er nach einem Kopfball von Hennings mit schnellen Reflexen. Für die Nachspielzeit wechselte Beierlorzer noch Kalmar für Forsberg ein, der aber keine Akzente mehr setzen konnte.

Insgesamt kann man als Fan von RB Leipzig zufrieden sein. In der ersten Halbzeit stand die Abwehr leider wiedereinmal nicht sicher genug und man ließ zu viele Räume im Mittelfeld. In Halbzeit zwei stand diese deutlich stabiler und man konnte sich auf Coltorti verlassen. Im Sturm fehlte es aber an der nötigen Durchschlagskraft. RasenBallsport Leipzig hatte auch seine Chancen und hätte als Sieger vom Platz gehen können. Am Ende muss man aber froh sein, dass die Karlsruher ihre vielen Tormöglichkeiten nicht nutzen konnten. Von der Statistik her, hatte der KSC Möglichkeiten für drei Spiele, aber irgendwann muss man diese auch mal nutzen. Die Hoffnung auf den Aufstieg sind für die Baden-Württemberger noch nicht gestorben, aber wer gegen eine auswärtsschwache Mannschaft wie Leipzig in Überzahl sein Chancenplus nicht nutzen kann, ist am Ende selbst schuld, wenn die Ziele nicht erreicht werden. Für RB Leipzig sind die Aufstiegsränge inzwischen sehr weit weg. Acht Punkte bis Platz drei könnten aber mit ähnlichen Leistungen, wie in Halbzeit zwei, aufgeholt werden, aber die restlichen Mannschaften müssten für Leipzig spielen und das taten sie in dieser Saison schon viel zu oft.

Die Spieler in der Einzelkritik

  • Coltorti: In der ersten Halbzeit ein Teil der allgemeinen Abwehrschwäche und mit einem Patzer, aber am Ende der Garant für den Punktgewinn.
  • Klostermann: Sowohl auf dem Flügel, als auch im Abwehrzentrum sehr stark. In der Defensive fehlerfrei, aber in der Offensive noch zu zaghaft.
  • Rodnei: Erste Halbzeit wackelig, aber in Durchgang zwei solide und klärte mit Kopfbällen viele gefährliche Situationen.
  • Compper: Die Notbremse war notwendig und bei seinen anderen Szenen gewohnt sicher, aber er strahlte keine Stabilität aus.
  • Jung: In der ersten Halbzeit durch Stellungsfehler der restlichen Spieler auch als Innenverteidiger gefordert und im Spielaufbau zu ungenau. Nach der Pause mit einer deutlichen Steigerung, aber ohne den Zug zum Tor und mit Schwächen im Zweikampfverhalten.
  • Demme: Unauffällig, aber solide. Nach Comppers Platzverweis eine gute Vorstellung in der Abwehr.
  • Kimmich: Einer der besten auf der Seite der Rasenballer und mit einigen guten Aktionen. Am Ende fehlte aber auch ihm die Durchschlagskraft und die entscheidenden Einfälle.
  • Kaiser: Routiniert, aber unauffällig und nicht mit dem nötigen Mut im Spielaufbau. Zudem war seine gelbe Karte absolut unnötig.
  • Rebic: Nicht so stark wie in den letzten Partien, aber auch mit wenigen Zuspielen. Seine gelbe Karte war zweifelhaft, da er eindeutig einen Ellenbogen ins Gesicht bekam und sein Gegenspieler alibimäßig zu Boden ging.
  • Damari: Gute und solide Leistung, aber für seine Qualitäten einfach zu wenig.
  • Forsberg: Im Mittelfeld nicht gut aufgehoben und mit vielen Ballverlusten. Wenn er mal vor das Tor kam, durchaus gewillt, aber zu ungefährlich.
  • Poulsen: Endlich wieder ein Gewinn für die Mannschaft. Seine Einwechslung brachte Schwung und Tempo, aber seine bekannten Schwächen (zu Ballverliebt) sind noch zu sehen.
  • Hierländer: Sehr lauf – und zweikampfstark und mit guten Aktionen bei der Spieleröffnung.
  • Kalmar: Seine Einwechslung hatte nur zeittechnische Gründe.


  • Die Karlsruher haben gegen Leipzig zwei Punkte verloren und RB hat einen Punkt gewonnen. In Unterzahl und mit so vielen Chancen durch den Gegner muss man mit einem Unentschieden zufrieden sein und das kann man durchaus auch aufgrund der spielerischen Steigerung in Halbzeit zwei. Die Offensive war zwar in Halbzeit eins auch gewillt, aber inzwischen sollte auch Beierlorzer sehen, dass es den Stürmern am Mut für den Abschluss und der Genauigkeit für einen Torerfolg fehlt. Die hohen und langen Bälle konnte er hingegen so gut wie abschalten und der allgemeine Spielaufbau hat sich deutlich verbessert.
    Für den Karlsruher SC war der Punktgewinn schlichtweg zu wenig, aber einige Fans vom KSC hätten einen Sieg auch nicht verdient gehabt. Wer den Bus der Gästemannschaft an der Abfahrt hindert und das Auto des gegnerischen Sportdirektors mit Farbbeuteln verziert, sollte sich fragen, was in der Kinderstube falsch lief. Am Ende geht es auch nur um die schönste Nebensache der Welt und die findet auf dem Platz statt. Nicht auf einem Drohbrief und auch nicht auf dem Parkplatz. Seitens Karlsruhe sollte man sich fragen, wieso man auf solche „Fans“ angewiesen ist und beleidigende Plakate und Gesänge zu unterbinden wissen.

    Zum Abschluss noch einige Worte an die sogenannten Fans vom Karlsruher Sportclub: Ihr wärt gute Gastgeber gewesen, aber das Mitschwimmen auf der Hasswelle und das Abhandenkommen von Anstand war euch wichtiger. Fans, wie ihr sie sein wollt, braucht kein Verein und ihr habt den Punktgewinnen gegen Leipzig nicht verdient. Als Fußballfan, der einfach nur diese Sportart liebt und seine Mannschaft unterstützen will, schämt man sich für Anhänger wie euch.

    4 Kommentare zu “Die Krake im Wildparkstadion

    1. Ich bin mit dem Unentschieden total zufrieden, aber was sich diese Idioten vom KSC erlaubt haben. Einfach kein Hirn im Kopf oder falsche Erziehung. So retten die ihren ach so schönen Fußball nicht vor uns. Ein Unentschieden in Unterzahl und mit so vielen Chancen…Tja liebe KSC Anhänger: Ihr habt toll gegen RB protestiert, aber eure Mannschaft war nicht gut genug für einen Sieg gegen zehn Mann. 😛
      So steigt ihr nicht auf und das ist auch gut so.

    2. Die Abwehr in der ersten Halbzeit war ja mal wieder grottig. Warum? Brauchen die immer erst in der Pause ein paar auf den Latz? Es nervt. Wir könnten so viel besser sein, aber nein die Herren haben ja keine Lust.

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