RasenBallsport Leipzig gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Der Aufsteiger gegen den 15. der Vorsaison. Das „El Plastico“. Das Spiel der Fußballzerstörer oder einfach die Partie mit der höchsten Einschaltquote und Offensivfußball auf sehr hohen Niveau? Im ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte kämpfte sich RB Leipzig zweimal zurück und entführte einen Punkt aus der Wirsol Rhein-Neckar-Arena.
Wir mussten lange warten und die Sommerpause schien unendlich. Mit der Pokalpartie in Dresden verlor man zwar das erste Pflichtspiel der Saison, aber der erste Auftritt in der Liga als Erstligist war noch einmal wesentlich aufregender, emotionaler und denkwürdiger. Am Ende standen zwei Tore und ein mehr als verdienter Punkt auf der Habenseite. Bis zu diesem Ergebnis boten beide Teams spannende 90 Minuten und bis zur allerletzten Minute gaben sich die Rasenballer nicht auf und wendeten fast in der letzten Sekunde die Niederlage ab. Insgesamt wäre eine Niederlage auch nicht gerecht gewesen und sogar ein Sieg im ersten Spiel hätte RB Leipzig verdient gehabt. Die Chancenverwertung machte dies aber zunichte, aber was sollte man verbessern, wenn man auch noch jeden zweiten Schuss in den Maschen verstaut hätte?
Ralph Hasenhüttl veränderte seine Elf auf insgesamt zwei Positionen:
Compper stand neben Orban in der Innenverteidigung und Werner sollte in der Offensive für Gefahr sorgen. Forsberg bekam nach seinem schwachen Auftritt gegen Dresden eine kleine Auszeit und Keita musste verletzungsbedingt ersetzt werden. Péter Gulácsi, der bei einigen Fans noch nicht die unangefochtene Nummer eins ist, spielte wieder von Beginn an und wurde von den Hoffenheimern direkt in den ersten Minuten mehrmals geprüft.
In der ersten Minute testeten Wagner und Rudy (Fernschuss aus 18 Metern) Gulácsis Reflexe und in der 4. Minute war es Uth. Im direkten Gegenzug scheiterte Sabitzer am Hoffenheimer Keeper Baumann und achte Minuten später zeigte Kaiser seine Klasse bei einem feinen Linksschuss.
In der Zwischenzeit (5. Minute) zeigte Gulácsi erneut ein sehr gutes Stellungsspiel, als er gegen Uth den Winkel clever verkürzte. Da beide Mannschaften zwar mutig nach vorne spielten, aber die Chancen noch liegen ließen, sorgte Willi Orban für den ersten Eintrag auf dem Spielbogen: In der 20. Minute sah mit Orban der erste RB Leipzig-Spieler in der ersten Bundesliga die gelbe Karte. In der 23. Minute war zum ersten Mal Schiedsrichter Stieler im Fokus, als gleich zwei Hoffenheimer zumindest mit den Armen sehr nah am Ball waren. Nach einem Freistoß von RBL hätte es hier durchaus einen Handelfmeter geben können, aber insgesamt war die Entscheidung gegen den Pfiff vertretbar, da die ganze Aktion aufgrund eines abgefälschten Balls stattfand.
Nach einer guten halben Stunde und der ersten Trinkpause sorgte Poulsen nach einer Hereingabe von Kaiser für Torgefahr, aber Baumann konnte Poulsens Kopfball glänzend parieren. In den folgenden Minuten gönnten sich beide Teams eine Verschnaufpause, aber vier Minuten vor der Pause setzte sich Werner gut durch und sein Schuss aus spitzem Winkel verpasste sein Ziel nur haarscharf. Eine Minute später war es Kaiser, der mit einem sehenswerten Schlenzer aus gut 20 Metern den Schlussmann der Baden-Württemberger forderte.
Halbzeit zwei begann wie die erste: Die Hoffenheimer kamen besser aus der Kabine und in der 47. Minute rutschte Schmitz im eigenen Sechzehner weg, aber Rupps Rückpass an die Grundlinie kam zu ungenau und Schmitz konnte seinen Fehler wieder gut machen und klärte den Ball.
Das Tempo war unverändert hoch, aber die zwingenden Chancen boten sich für beide Teams noch nicht und deswegen hat sich Rupps Tor zum 1:0 nicht angekündigt: Nach einer Ecke von Rudy war es Orban, der den Ball unzureichend direkt auf Rupp abwehrte. Für Rupp war das Tor aus gut 14 Metern ein leichtes Ziel. Nachdem die Leipziger das dominantere Team waren, musste mit dem 1:0 das erste Gegentor in der Liga hingenommen werden.
Nur drei Minuten (Minute 58) zeigten die roten Bullen aber Moral: Dominik Kaiser kam nach einer Flanke von Demme im Fünfer an den Ball und zog trocken ab. Hoffenheims Baumann kam zwar noch mit den Fingerspitzen an den Ball, konnte aber den ersten Treffer in der ersten Bundesliga für RB Leipzig nicht verhindern.
Nachdem beide Mannschaften zwar bemüht waren, aber kaum noch Torgefahr ausstrahlten, war es Sabitzer, der in der 73. Minute Baumann mit einem tollen Schuss zur Parade zwang. Trotz der weiterhin bestehenden Dominanz der Gäste mussten die Rasenballer in der 83. Minute den erneuten Rückstand hinnehmen. Rudy überbrückte mit einem guten Sprint das Mittelfeld und spielten einen guten Pass auf Uth. Dieser schoss mit links an Gulácsi vorbei. Leipzigs Torhüter war zwar noch dran, aber konnte den zweiten Gegentreffer nicht verhindern.
Erneut mussten die Spieler von Hasenhüttl einem Rückstand hinterher rennen und erneut gelang ihnen der Ausgleich. Marcel Sabitzer wurde in der 90. Minute wunderbar von Schmitz in Szene gesetzt und der Österreicher schob im Rutschen den Ball über die Linie.
Das 2:2 sollte auch der Endstand sein, aber erneut rückte zunächst Stieler in den Fokus: Nachdem die Hoffenheimer in der Nachspielzeit für die Ausführung eines Freistoßes, der überdies nichts einbrachte, viel Zeit benötigten, verwehrte der Unparteiische den Rasenballern eine fällige Ecke und pfiff das Spiel ab. Nachdem RB Leipzig aus neun Ecken kein Tor erzielen konnte, hätte wohl auch diese Ecke für wenig Gefahr gesorgt, aber prinzipiell ist es eine ungünstige Entscheidung vor der Ausführung einer Ecke das Spiel zu beenden.
Sei’s drum: Der erste Punkt in Liga eins wanderte auf’s Punktekonto und nach dem ersten Spieltag steht RasenBallsport Leipzig auf Platz acht.
Die Spieler in der Einzelkritik:
Gulácsi – Schmitz, Compper (63. Minute – Forsberg), Orban, Halstenberg, Ilsanker, Demme, Kaiser, Sabitzer, Werner (86. Minute – Bruno), Poulsen (82. Minute – Selke)
Das erste Saisonspiel war ein offensives Feuerwerk und auch die Defensive stand sicher. Die zwei Gegentoren hätten natürlich nicht sein müssen, aber bei einer so jungen Mannschaft passieren Fehler. Die beiden Neuverpflichtungen Burke und Bernardo sollten für weitere Stabilität und Variation sorgen. Ein Sieg wäre nicht unmöglich gewesen, aber ohne den starken Gulácsi hätte man auch das eine oder andere Gegentor mehr kassieren können. Der einzige wirkliche Wermutstropfen muss die mangelhafte Chancenverwertung sein. Nicht jede Mannschaft lässt so viel zu und dann muss von drei Schüssen mindestens einer sitzen oder man wird viele Spiele torlos beenden. Überdies machte das Spiel Lust auf mehr und wenn die Mannschaft weiter zusammen wächst, können wir sicherlich noch das eine oder andere Team ärgern oder gar für größere Überraschungen sorgen.
Bereits für eine kleine Überraschung sorgte der atemberaubende Support: Zeigten die Fans von RB Leipzig schon in Dresden eine tolle Leistung, steigerte man sich gegen Hoffenheim erneut. Die Heimfans kamen größtenteils nicht gegen das rot-weiße Fanlager an, aber bewiesen zumindest mit ihren Transparenten Witz und Selbstironie. Wenn wir uns auswärts immer so präsentieren, wird zumindest fantechnisch die erste Liga ein neuer Meilenstein.
Für Leipzig. Für RB. Für rot-weiße Fankultur.